Das unvorstellbare Grauen vorgestellt
Ich bin ein großer, bekennender Fan von Lovecrafts furchtbarem Universum. Das kosmische Grauen, das er in seinen Geschichten einfängt, hat ihn nicht nur zum Schöpfer einer ganzen Subgattung der Horror-Literatur werden lassen, sondern auch zu einem jener wenigen Autoren, deren Texte ich immer wieder und wieder lesen kann.
Als ich entdeckte, dass mit Gou Tanabe sich ein Künstler aus einem ganz anderen Bereich, dem Manga, auf die vielen Geschichten Lovecrafts gestürzt hatte, war ich Feuer und Flamme. So sehr, dass ich sogar meine prinzipielle Abneigung gegen Mangas überwinden wollte. Und damit will ich nicht sagen, dass Mangas nicht ein tolles Medium sind – mir gefallen sie in der Regel nicht.
Schnell merkte ich, dass ich eine Hassliebe für die Schwarz/Weiß-Panels entwickelte, die Lovecrafts geschriebene Andeutungen mit dem … will sagen … undeutlichen Stil des Japaners Tanabe verband. Denn wo Lovecraft sprachlich nur auf einen dunklen Winkel in unserem Vorstellungsvermögen zeigt, sieht sich der Zeichner in die Ecke gedrängt. Wie einfangen, was eigentlich nicht gezeigt werden darf? Wie verschleiern, dass der Horror für uns alle unterschiedlich aussieht?
Das Verstecken in der Öffentlichkeit
Tanabe löst das Problem durch die Art, wie er seine Panels manchmal mit Linien überfrachtet, wenn es darum geht das Grauen direkt vor unseren Augen zu verstecken. Dass diese Bilder trotzdem gut zu jenen Szenen passen, die er ganz klar und deutlich darstellt, weil ihr Inhalt eben auch klar und deutlich ist, das ist das Faszinierende daran.
Ich möchte also allen seinen Werken ein wenig Raum geben. Ich will sie alle lesen – und ich spreche gerne über sie. Dieses kleine Projekt fußt auf der Idee, die im Carlsen-Verlag erscheinenden Mangas mit jeweils wenigstens ein paar Worten auf diesem Blog zu kommentieren und so vielleicht anderen einen Eindruck zu geben, wo die Übertragung vom Wort ins Bild gelungen ist – und wo nicht.
-ds